Umjubeltes Jahreskonzert vom Musikverein Rauenberg

Fotos © Michael Stier
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Stehende Ovationen beim Konzertdebüt von Finja Nagel am Dirigentenpult

Rauenberg. Ziemlich genau vier Jahre hat es coronabedingt gedauert, bis der Musikverein Rauenberg wieder ein Jahreskonzert auf die Bühne bringen konnte. Passend lautete das Motto “Neustart Kult(o)ur” und die Spannung und Vorfreude war bei den Zuhörern in der voll belegten Kulturhalle dementsprechend groß.

Bereits beim Einmarsch der Musikerinnen und Musikern ging ein leises Raunen durch die Reihen der Besucher, denn das neu formierte Blasorchester des Musikvereins präsentierte sich stark verjüngt und in großer Besetzung, für die erstmals sogar die Bühne in der Kulturhalle angebaut werden musste. Eröffnet wurde das Konzert unter der Leitung von Finja Sophie Nagel, die seit Anfang des Jahres die musikalische Leitung innehat, standesgemäß mit dem Konzertmarsch „Die Sonne geht auf“, bei dem sich der große Klangkörper sofort eindrucksvoll entfalten konnte.  

Foto © Michael Stier
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Die als nächstes folgende „Kleine Ungarische Rhapsodie“ ließ tief in die magyarische Seele blicken. Von temperamentvoll bis melancholisch, gelang es dem Orchester die fein abgestimmten Nuancen der Komposition detailgerecht darzustellen, die in einem furiosen Finale mit einem feurigen Czárdás endete. Im Gegensatz dazu präsentierte sich Armin Koflers Werk „Schmelzende Riesen“, in dem dieser das Ausmaß der Klimaerwärmung gekonnt verarbeitet, eher ehrfürchtig, nachdenklich und bescherte damit dem Publikum die ersten Gänsehautmomente des Abends.

Als letztes Stück vor der Pause präsentierten die Rauenberger Blasmusiker die rasante und klanggewaltige Originalkomposition "Tokyo Adventure". Unter der souveränen und dynamischen Leitung der erst 23-jährigen Dirigentin Finja Nagel, die im 8. Semester an der Musikhochschule Mannheim Dirigieren studiert, entwickelte das Orchester seine volle Entfaltung, so dass es bereits zur Halbzeit mit ersten Bravo Rufen in die Pause entlassen wurde.

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Danach eröffnete zunächst das Jugendorchester mit der “Young Fanfare” von Martin Scharnagl und stimmte das Publikum stilgerecht auf die zweite Hälfte des Konzertes ein. Mit „The Groovemeister“ präsentierten die Youngsters souverän und locker groovend einen Klassiker für Jugendblasorchester und zum Abschluss erbrachten sie mit der SMS-Polka den Nachweis, dass auch eine gut gespielte Polka grooven muss. Der kräftige Applaus des Publikums machte deutlich, dass die musikalische Leistung des Jugendorchesters großen Anklang fand. Für die vielstimmig geforderte Zugabe gesellten sich die Musiker*Innen des großen Orchesters mit auf die Bühne, um gemeinsam einen weiteren Blasmusikklassiker den „Summernight Rock“ aufzuführen und mit dem temporeichen „Fascinating Drums“ aus der Feder von Ted Huggens, wurde das über eine Spendenaktion finanzierte neue Schlagzeug eingeweiht.

Nach einer kurzen Umbaupause, in der fünf erfolgreiche Jungmusikerinnen für herausragende Lehrgangsleistungen geehrt wurden, lief das große Blasorchester mit dem fulminanten Medley „80er Klut(o)ur“ nochmals zur Höchstleistung auf und brachte mit Hit’s wie „Skandal im Sperrbezirk“, „Ohne dich schlaf ich heut Nacht nicht ein“ und „1000 und 1 Nacht“ richtig Partystimmung in die Kulturhalle, die beim Schlusslied „Sternenhimmel“ von Hubert Kah, in einen großen Chor einstimmte.

Foto © Michael Stier
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Zum krönenden Abschluss wurde das abwechslungsreiche und kurzweilige Programm mit der Polkahymne „Wir Musikanten“ abgerundet und manch szenekundige Besucher stimmten in einem gemeinsamen furiosen Grandioso den Text „Wir Musikanten vereint durch Spiel und Gesang“ an, so dass es das Publikum förmlich aus den Stühlen riss. Stehende Beifallsbekundungen trieben nicht nur den Musikerinnen und Musikern die Tränen in die Augen, sondern auch manchen Besuchern. Die Dirigentin und ihr Orchester hatten zwar noch den Weihnachtsklassiker „White Christmas“ auf Lager, nicht aber mit der Hartnäckigkeit des Rauenberger Publikums gerechnet: Klatschen, Zugabe-Rufe und donnerndes Trampeln ließen das Orchester nicht von der Bühne. Da blieb dessen Chefin nichts anderes übrig, als nochmal einige Sequenzen aus dem umjubelten „80er Kult(o)ur“ obendrauf zulegen.